Das Science-Fiction-Genre ist heute beliebter denn je. Mit dem Durchmarsch der Streaming-Dienste und des Serienformats hat sich eine besondere Spielart des seriellen Science-Fiction-Erzählens als Erfolgsgarant erwiesen: Die Anthologie-Serie. Diese Variante des Serienformats, bei der mit jeder Serien-Staffel, bisweilen sogar jeder Serienepisode eine abgeschlossene Geschichte erzählt wird, eignet sich besonders gut für das fantastisch-serielle Erzählen. Schließlich geht es in der Science-Fiction nicht nur um Entwürfe utopischer oder dystopischer Zukunftswelten.
Das Genre hat immer auch eine mahnende Funktion, indem es mithilfe einer fantastischen Geschichte auf fragwürdige Zustände in der Gegenwart verweist. Das lässt sich mit einer Anthologie-Serie umso besser bewerkstelligen. Denn zum einen können Autoren/Regisseure mit der vergleichsweise kurzen Dauer einer Episode ihre Botschaften umso pointierter vermitteln. Zum anderen lassen sich in einer Anthologie-Serie nicht nur eine, sondern gleich mehrere Erkenntnisse vermitteln. Prominenteste Beispiele für diese Herangehensweise an das Science-Fiction-Genre ist neben der Kultserie „Black Mirror“ auch „Philip K. Dick’s Electric Dreams“.
Die Vorlagen und die Serienmacher
Die von Ronald D. Moore und Michael Winner für den Streaming-Dienst Amazon Prime Video geschaffene Serie basiert auf mehreren Erzählungen des legendären Science-Fiction-Schriftstellers Philip K. Dick. Jeder der insgesamt zehn Episoden liegt eine Geschichte zugrunde, darunter „Der Haubenmacher“, „Der Pendler“, „Menschlich ist …“, „Der Gehenkte“ und „Das Vater-Ding“.
Wie bei einer Anthologie-Serie üblich, sind auch hier mit jeder Episode respektive Geschichte andere Darsteller zu sehen, zu den prominentesten gehören „Game of Thrones“-Darsteller Richard Madden, der in „Der Haubenmacher“ zu sehen ist, ferner Geraldine Chaplin („Der unmögliche Planet“) und „Breaking Bad“-Darsteller Bryan Cranston, der in der dystopischen Episode „Menschlich ist …“ die männliche Hauptrolle spielt.
Zum Standard einer Anthologie-Serie gehört zudem der Umstand, dass jede Folge von einem anderen Regisseur verantwortet wird. Das trifft auch auf „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ zu, hinter der so angesehene Filmemacher wie Dee Rees, Julian Jarrold und Alan Taylor stehen.
Herausragende Episoden
Nicht zuletzt findet sich in „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ eine weitere Eigenschaft, die typisch für eine Anthologie-Serie ist, nämlich die Qualität, die von Episode zu Episode schwankt. Was jede Folge indes eint, ist der jeweilige Blick in eine nähere oder fernere Zukunft. Die Zukunftswelten sind mal düster-postapokalyptisch angelegt. Mal sind sie so zukünftig-fantastisch gezeichnet, dass sich in ihr mühelos auch die stylischen adidas Schuhe integrieren könnten.
Zur letzten Kategorie gehört die mit Bryan Cranston besetzte Folge „Menschlich ist …“. Angesiedelt in einer weit entfernten Zukunft, wird darin die Geschichte einer Frau erzählt, deren Ehemann aus einer gescheiterten interplanetarischen Mission zurückkehrt. Weil der Mann sich anders verhält, als man es von ihm gewohnt ist, wird er verhaftet. Sein Schicksal hängt nun von seiner Frau ab.
Eine der bemerkenswerten Episoden ist auch „Der unmögliche Planet“. Geraldine Chaplin spielt darin eine alte Frau, die noch einmal die Erde besuchen will. Doch existiert der einstige blaue Planet noch?
In „Der Pendler“ verkörpert Timothy Spall einen Bahnangestellten, der sich seine traumatischen Erinnerungen ausradieren lässt. Und mit der Episode „Autofac“ identifiziert sich der Zuschauer mit den Überlebenden einer nuklearen Katastrophe, die sich mit einem ausbeuterischen und zerstörerischen Megakonzern anlegen.